Sophia & Matthew
Das Thema der Neulinge und Sophias selbstloser Akt der Darstellung ihrer Fähigkeiten, um ihnen die Angst zu nehmen, schlug weitere Kreise. Sophia witzelte inzwischen weiter; nicht, dass noch jemand denken würde, er wäre auf einer normalen Schule. Sie würde sogar wetten, dass irgendwer wieder einen Nervenzusammenbruch bekam, wenn die Fähigkeiten gemeinsam trainiert wurden. Auch glaubte sie, dass manche wirklich dachten, sie seien die einzigen. Letztes Jahr hatte Matt wirklich ein paar Kandidaten gesehen, die fast schon beleidigt gewesen waren, wenn jemand anderes auch mit ihrem Element herumspielen konnte. Er selbst hatte am Anfang die anderen bewundert und sich wieder einmal für das geschämt, was seine Eltern waren. Wie konnte man nur glauben, dass diese Fähigkeiten von sich aus schlecht waren, wenn sie doch auch so viel gutes brachten? Zum Beispiel eben die ganzen Naturgeister, die die schönsten Blumen zum erblühen brachten. Aber der Werwolf war sich durchaus bewusst, dass es natürlich auch Wesen gab, die nur böses wollten. So was gab es ja schließlich bei den Menschen auch. Darum gab es ja schließlich das Internat. Damit Wesen ihre Fähigkeiten kontrollieren und ein normales Leben zu leben lernten. Es war daher nur gut, wenn die Neuen sich so schnell wie möglich daran gewöhnten, dass sie nicht die einzigen mit solchen Fähigkeiten waren, da hatte Sophia trotz Sarkasmus recht. "
Bestimmt ist auch wieder einer beleidigt, dass er nicht der einzige ist, der Wasser beherrschen kann.", meinte Matt und sah noch einmal in die verschiedenen Gesichter der Neulinge, wobei er sich ausmalte, was für Fähigkeiten sie haben könnten.
Auf seine Frage, wie ihre Ferien denn so gewesen waren, meinte Sophia, dass sie ganz ok gewesen waren und sie viel Zeit mit ihrer Familie verbracht hatte, sie aber nicht richtig in Urlaub gefahren waren. Und sie hätte nichts angestellt, soweit sie wüsste. Matt schenkte ihr ein Grinsen. Zeit mit der Familie verbringen zu können, musste schön sein, wenn man nicht, wie George nur eingetrichtert bekam, wie böse alle waren, die nicht normal waren, und bestraft wurde, wenn man die Einsicht nicht teilte. So wirklich gerne hatte er nur etwas mit seiner Mutter unternommen, da sie durchaus auch anderes mit ihrem Sohn unternommen hatte, als auf die Jagd zu gehen. Nur leider hatte sie ja immer so viel im Krankenhaus zu tun gehabt, dass Matt eben die meiste Zeit mit seinem Vater alleine gewesen war. Sie war wohl auch neben seinem damaligen besten Freund die einzige, die er aus seinem alten Leben wirklich vermisste. Er würde sie nur nie wiedersehen dürfen, genauso wenig seinen Freund und dessen Familie. Es durfte einfach niemand erfahren, dass George als Matthew weiterlebte.
Seine Beschreibung des Worst-Case-Szenarios der Mitbewohner fand wohl Sophia amüsant. das schloss jedenfalls der Werwolf aus ihrem Lachen, bevor sie auf seine Frage antwortete, was sie denn so am schlimmsten finden würde. Für sie waren es eindeutig die Chaoten und jene, die morgens eine Flasche Deo oder Parfüm im Raum versprühten. Auch würde sie wohl eher weniger davon halten, wenn man ihr die vollkommen eingeschüchterten als Zimmergenossen geben würde. Für diese hatte Matthew jedoch vollstes Verständnis. Er selbst war so unter der Fuchtel seines Vaters gewesen. Endlich frei zu sein und zu wissen, dass der Kerl nicht nach ihm suchen würde, hatten ihn wieder aufgebaut auf seiner reise nach Lekandra. Nur nicht jeder konnte so etwas entfliehen und dann gab es ja auch noch jene, die bereits von Jägern gejagt worden waren und vielleicht sogar hatten mit ansehen müssen, wie ein Familienmitglied erlegt wurde.
Wieder einmal holte Sophia ihn in die Wirklichkeit zurück, als sie meinte, dass sie sich vielleicht dem Grauen einfach stellen und sich die Zimmerliste im Sekretariat ansehen sollte. Matt nickte. "
Sollte ich wohl auch machen. Vielleicht sind meine diesjährigen Zimmergenossen ja ganz nett.", meinte er, als seine Klassenkameradin auch schon die Events ansprach und sich fragte, was wohl dieses Jahr alles gemacht wurde. Naja, der Herbstball war nicht so Matts Fall gewesen, zu viel enger Körperkontakt. Als George hatte man ihm zwar viele der Standardtänze beigebracht, aber so vernarrt ins Tanzen war er auch nicht. Der Weihnachtsmarkt hingegen war wirklich eine nette Idee gewesen. Nur aus Geldmangel hatte er sich auch nicht wirklich etwas gekauft außer ein paar Maronen. Der Werwolf war ja jetzt schon am Geld zählen, damit er nach dem Abschluss sich wenigstens eine kleine Wohnung zur Miete leisten konnte, falls er nicht direkt eine Arbeit finden würde. Für ein Studium hatte er nämlich eindeutig zu wenig Geld und er war zwar sportlich, aber er setzte nicht darauf, dass man ihm ein Stipendium anbieten würde. Schließlich spielte er Basketball und kein American Football, obwohl man ihm schon häufiger mal gesagt hatte, dass er die Figur dafür hatte. "
Die Schulleitung hat sich bestimmt schon einiges einfallen lassen, damit das Schuljahr nicht langweilig wird.", steuerte der Werwolf zum Thema bei. Hauptsache man würde ihn zu nichts unangenehmem zwingen.
Matthew sah kurz zum Eingang des Gebäudes und analysierte den Strom an Jugendlichen. Inzwischen kamen mehr Schüler ohne Gepäck heraus, als reingingen. Entweder es war gerade Flaute oder vielleicht konnte man inzwischen wirklich ohne Gefahr zu laufen, drinnen zerquetscht zu werden oder über Koffer zu stolpern, zum Sekretariat gehen. "
Wollen wir es wagen und uns ins Sekretariat begeben oder willst du das Unvermeidliche noch etwas aufschieben?", fragte er Sophia, als er sich wieder zu ihr drehte. Eigentlich hatte er keine Lust, aber es wäre vielleicht wirklich sinnvoll, schon mal seine Tasche auf sein Zimmer zu bringen. Danach konnte er ja immer noch wieder nach Draußen gehen.