»Übungsplatz

Marcos saß am Rand des Übungsplatzes und zeichnete vor sich hin. Eigentlich hätte er gerne mal mit seiner Fähigkeit etwas herum experimentiert, aber wer kam schon auf die Idee, gerade ihm ein Feuerzeug zu geben? Also blieb er am Rand sitzen, während er ab und an mal von seinem Block auf sah und den anderen dabei zusah, wie sie mit ihren Fähigkeiten untereinander pralten. Eigentlich müsste Marcos auch gar nicht hier sein, aber hier war weniger los, als zum Beispiel in der Pausenhalle. Hier konnte er auch ungestört an seinem Block sitzen, ohne dass jemand dauernd fragte, ob er Hausaufgaben machte und wüsste, wie dies und jenes funktionierte. Derzeit arbeitete er an dem Gesicht eines Jungen von circa zwölf Jahren und schattierte dessen Wangen, um ihnen mehr Weichheit zu geben, mit einem etwas härteren Bleistift. Sanft umspielte er dabei die untere Augenpartie. Das Gesicht gehörte zu einem seiner Pflegebrüder seiner vorletzten Familie, ein netter Junge, der das Pech gehabt hatte, dass sein Vater im Knast gelandet war und sein Bruder nicht das Sorgerecht hatte übernehmen dürfen. Marcos fragte sich, was aus ihm geworden war, nachdem sie die Familie verlassen hatten. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er die Schritte gar nicht bemerkte, die auf ihn zukamen.

Haily atmete tie durch und ging über den Schulhof. Ihr erster Tag an dem Internat war ein wenig katastrophal. Sie zupfte an ihrem purpur farbendes T-Shirt und sah wie sich die Schüler in Gruppen versammelten und zusammen die Zeit verbrachten. Nur die schwarzhaarige Schülerin war wieder Einzelgängerin, wie es auf der anderen Schule auch war. Sie sah in Richtung des Übungsplatzes von dem sie gestern ein paar Informationen bekam von der netten Sekretärin. Haily entschloss sich zu dem besagten Platzes zu gehen. Sie kam recht schnell zum Übungsplatz und erkannte direkt wie viele ihre Fähigkeiten zeigten. Manche konnten mit Licht hantieren, andere können Körperteile in tierische Körperteile verwandeln und wiederum andere nur zu schauten und begeistert jubeln. Die junge West schätzte viele Bewunderer so ein, dass sie in der 10 Klasse war. Haily ging an den gesamten Personen vorbei und sah auf der Bank ein bekanntes Gesicht. Ihr Gesicht lief leicht rot an. Sie begann an ihrem schwarzen Haar zu spielen. ,, Oh man dieser Straßenköter malt wie bekloppt." sprach in Mädchen was Haily auch erkanne. Da diese ihr am gestrigen Tag eine Cola ins Gesicht schüttete. ,, Und da ist auch schon Trampeltier." sprach sie weiter und deutete auf die Halbgöttin. Haily´s Gesichtszüge ziehen eine leichte Wut. ,, Wie kann man nur so gemein sein?" sagte Haily knapp und ging mit erhobener Nase an ihr vorbei. Sie hasste so kleine Diven, da sie immer andere nieder machen wollen. Sie ging direkt u dem malenden Jungen und setzte sich einfach neben ihm. ,, Hey." sagte sie schlicht und sah auf dem Block. Sie erkannte direkt ein Jungengesicht. ,, Wow du kannst ja super zeichnen." sprach Haily weiter und sah ihm an. ,, Warum willst du eigentlich immer alleine sein wenn ich fragen darf?" fragte die Tochter einer Polizisten direkt und nahm wieder Abstand.

Marc überlegte gerade, was er noch verbessern könnte, als ihn ein Hey aus seinen Gedanken riss. Er fuhr herum und sah direkt in das Gesicht von Haily, die meinte, er könne gut zeichnen. Etwas peinlich berührt versuchte er seine Zeichnung zu verdecken, was ihm aber nur die Ohren rotfärbte, als sich nun eine nicht ganz so harmlose Zeichnung auf dem Block zeigte, eine verzehrte Perspektive auf einen Mann in einer Küche, die dadurch entstanden war, dass Marc auf dem Boden gelegen hatte. Während Haily fragte, warum er immer alleine sein wollte, drehte er schnell den Block um und versuchte so, einen seiner gewalttätigeren Pflegeväter vor den Blicken des Mädchens zu verstecken. Als Antwort zuckte Marcos nur kurz mit den Schultern und sah dabei auf die Rückseite seines leicht ramponierten Blockes. "Hab noch niemanden gesehen, der gerne in meiner Nähe war.", meinte er knapp. Die einzigen, die seine Nähe gesucht hatten, waren jüngere Pflegegeschwister, die bei ihm Schutz oder Trost suchten, oder solche Idioten, die ihn fertig machen wollten, weil er so war, wie er war.